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Frustrationstoleranz bei Kindern fördern

Die Frustrationstoleranz ist eine der Fähigkeiten, die ganz besonders oft genannt wird, wenn es darum geht, welche Fähigkeiten Kinder benötigen, um die Herausforderungen in der Schule gut bewältigen zu können.

Aber wie lernen Kinder eigentlich den Umgang mit Frust?
Wie lässt sich die Frustrationstoleranz schon im Kindergartenalter fördern?

Das erwartet dich in diesem Blogartikel:

Warum brauchen wir Frustrationstoleranz?

In einer meiner Piratengruppen hatte ich mal einen Jungen, der total ehrgeizig war. Schon in den ersten Stunden ist mir aufgefallen, wie wichtig es für ihn war, bei allem was er tat erfolgreich zu sein. Und auch erfolgreicher als die anderen („Ich war am schnellsten!“, „Ich hab’s zuerst gewusst!“).

Bei Spielen, bei denen die Kinder nacheinander an die Reihe kommen, wollte er immer als erster dran sein.
Und er sagte auffällig oft Sätze wie „Das kann ich alles schon längst.“
Obwohl ich zu keinem Zeitpunkt vermitteln wollte, dass es bei unseren Abenteuern auf den einzelnen Inseln der Piratenreise irgendwie darum geht, das eigene Können unter Beweis zu stellen.
Eigentlich steht in unseren Piratenstunden ja immer der Spaß im Vordergrund und die Kinder merken gar nicht, dass sie ganz nebenbei spielerisch und in Bewegung wichtige Basisfähigkeiten trainieren.

Jedenfalls war dieser Junge tatsächlich auch sehr „leistungsstark“ und in vielen Dingen wirklich sehr fit und insgesamt ein echt pfiffiger kleiner Pirat. Nur wurde eben schnell deutlich, dass es ihm wirklich ziemlich schwer fiel damit umzugehen, wenn ihm doch einmal etwas nicht so gut gelang.

Einmal – auf der 5. Insel der Piratenreise, der Insel der Reime und Sprachspielereien – gab es ein ziemlich kniffliges Puzzle für die Kinder. Es ist eine Stunde, in der wir recht weit oben in unserem Haus der Schulfähigkeit unterwegs sind, im Baustein „phonologische Bewusstheit“.
Es geht um den Laut „Ffffffffff“, den die Kinder in dieser Stunde auch als Buchstaben kennenlernen. Bei dem Puzzle sollen sie ein in 5 Teile zerschnittenes Papp-F wieder zusammenfügen. Dafür bekommt jedes Kind eine eigene F-Vorlage und 5 eigene Puzzle-Teile.

Das Puzzle ist echt eine Herausforderung für viele Vorschulkinder! Und so war es auch für diese Gruppe. Trotzdem hatte es nach ein paar Minuten ein Kind nach dem anderen geschafft, die einzelnen Teile richtig auf der Vorlage anzuordnen – nur dieser eine Junge, dem es immer so wichtig war der erste zu sein, hatte große Schwierigkeiten damit.

Die Gruppe hat sich super verhalten – niemand hat ihn irgendwie unangenehm spüren lassen, dass ihm das Puzzle im Vergleich zu den anderen so schwer fällt und er so viel länger braucht.

Kind mit Puzzle

Ich weiß noch, dass er die ganze Zeit ganz ruhig war und die Lippen aufeinandergepresst hat, während er die Teile immer wieder gedreht und neu positioniert hat. Es hat ihm echt zu schaffen gemacht. Und es ist mir ziemlich schwer gefallen, ihm nicht einfach zu helfen.

Denn mein Impuls war klar: Ich hab ja gesehen, dass ihm die Situation zu schaffen macht und er sich unwohl fühlt. Und dieses unangenehme Gefühl hätte ich ihm gern abgenommen.

Ich hab mich dann aber entschieden nicht einzugreifen und nach einer ganzen Weile (es müssen so ungefähr 10 Minuten gewesen sein… und die haben sich wie eine Ewigkeit angefühlt) – hat er es tatsächlich geschafft! Es war ihm anzusehen, wie erleichtert er darüber war. Wenn auch er auch nach diesem verzögerten Erfolg noch sichtlich daran zu knabbern hatte, dass er der Letzte gewesen war.

Ich weiß noch, dass ich irgendetwas gesagt habe wie „Wow, das war echt ein schwieriges Puzzle! Toll, dass du drangeblieben bist und nicht aufgegeben hast, obwohl es so schwierig war!“ 

Und genau das ist ja eine ganz wichtige Kompetenz im Leben: dieses Dranbleiben, die Kraft nicht aufzugeben und auch schwierige Hürden anzugehen und mit Misserfolgen fertigzuwerden

Frustrationstoleranz
ist hier ein wichtiges Stichwort. Eine der Fähigkeiten, die immer wieder genannt werden, wenn es um wichtige emotionale Kompetenzen geht, die mit Blick auf die Schule (und das gesamte Leben natürlich auch) wichtig sind.

Definition Frustrationstoleranz

Aber was ist das eigentlich genau – Frustrationstoleranz? Laut dem Lexikon der Psychologie (Spektrum Akademischer Verlag, 2000) ist mit Frustrationstoleranz die „individuelle Fähigkeit“ gemeint, „Frustrationen zu ertragen, mit Rückschlägen fertigzuwerden und in schwierigen Situationen nicht sofort aufzugeben“.

Sie ist also wichtig, damit wir trotz Hindernissen und Misserfolgen nach vorne schauen können und unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Damit wir dranbleiben und statt uns auf den frustrierenden Misserfolg zu fokussieren, nach einem neuen Weg, einer Lösung suchen. Damit ist die Frustrationstoleranz auch eine wichtige Voraussetzung für Resilienz, also unsere Widerstandsfähigkeit.

Und jetzt kommt eine besonders spannende Information:

Frustrationstoleranz wird besonders und vor allem in der Kindheit erlernt!
Sie ist zwar auch später noch trainierbar. Aber die Basis für eine gute Frustrationstoleranz wird in der Kindheit gelegt!

trauriges Kind

Wie lernen Kinder Frustrationstoleranz?

Und wie erlernen Kinder den Umgang mit Frust?
Wie lässt sich die Frustrationstoleranz bei Kindern fördern?

Zum einen durch selbst erlebte Situationen, in denen sie Frust erleben und damit umgehen müssen.

Z.B. wenn das Baby im Kinderwagen oder Tragetuch schreit, weil es Hunger hat, die Mama es aber nicht sofort stillen oder füttern kann. Das ist ein unangenehmes Gefühl! Im besten Fall spricht die Mama beruhigend mit dem Kind und zeigt ihm damit „Ich sehe und höre, wie es dir geht! Aber keine Sorge, das geht vorbei, gleich kann ich ganz für dich da sein.“

Oder z.B. wenn das vierjährige Kind das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel umstößt, nachdem es zum 5. Mal kurz nacheinander rausgeworfen wurde und die Familie anbrüllt: „Mit euch spiel‘ ich nie wieder!“ Und der Papa vielleicht antwortet: „Jetzt bist du wütend. Bist ja auch so oft rausgeflogen, das ist ja auch blöd!“. Und es vielleicht – wenn es das zulässt – dann tröstend in den Arm nimmt.

Um mit Frust umgehen zu lernen ist es wichtig, dass das Kind lernt, seinen „Frust“ zuzulassen.

Na klar: Frust ist unangenehm! Und wir würden ihn dem Kind am liebsten abnehmen, es vor diesem unangenehmen Gefühl schützen, es davon entlasten.
Wenn wir dem Kind seinen Frust aber abnehmen, signalisieren wir auch: Dieses Gefühl ist schlecht! Wir müssen es so schnell wie möglich wieder loswerden!

Aber auch „negative“ Gefühle sind wichtig! Sie sind Hinweisgeber, sie drücken ein Bedürfnis aus.
Zum Beispiel „Ich will das einfach schaffen, meinen Reißverschluss alleine zuzumachen!“ (= Bedürfnis nach Autonomie!).
Das Frust-Gefühl sagt nicht nur „Mir geht es schlecht damit, dass ich das einfach nicht hinkriege!“, sondern auch „Es muss sich etwas ändern!“.

So förderst du die Frustrationstoleranz

Und da kommen WIR als Modelle ins Spiel. Denn Kinder lernen Frustrationstoleranz auch durch gute Modelle!

Ganz besonders durch unser Handeln in der konkreten, für das Kind frustrierenden Situation: Indem wir dem Kind statt ihm seinen Frust einfach abzunehmen (und den Reißverschluss kurzerhand für das Kind zumachen), ihm dabei helfen einen Umgang damit zu finden.

Vielleicht indem wir ihm Handlungsmöglichkeiten aufzeigen:

„Möchtest du eine kleine Pause machen und es danach noch einmal versuchen?“.

Oder ihm zeigen, dass es sich auch Hilfe holen kann: „Möchtest du, dass ich es dir nochmal ganz langsam zeige und dann versuchst du es nochmal allein?“

Vielleicht aber auch, indem wir in seinem Frust-Erlebnis einfach nur an seiner Seite sind, ohne einzugreifen. Wie in der Situation mit dem Jungen und seinem F-Puzzle.

Oder in der Reißverschluss-Situation: Das Kind also so lange Schimpfen und Friemeln lassen, bis es es doch noch geschafft hat, den Reißverschluss zu schließen – wenn auch mit zittrigen Händen und rotem Gesicht. Und seinen Erfolg dann mit ihm feiern: „Boah, du hast ja echt nicht aufgegeben! So schwierig, den Reißverschluss zu schließen und du hast es einfach immer und immer wieder versucht. Und jetzt hat’s endlich geklappt!“

In solchen Situationen lernt das Kind gleich mehrere wichtige Dinge:
Frust gehört zum Leben dazu!
Dieses Gefühl ist ok!
Und es geht auch wieder vorbei!
UND: Es lohnt sich, auch in schwierigen Situationen dranzubleiben! Denn nach Rückschlägen geht es auch wieder vorwärts.

Während ich in der ersten Runde Mensch-ärgere-dich-nicht ständig rausgeflogen bin, hatte in der zweiten runde Mama eine Pech-Strähne. Und wie lustig sie sich jedes Mal geärgert hat, wenn ich sie rausgeworfen hab…

Denn auch in unserem EIGENEN Umgang mit frustrierenden Situationen können wir für die Kinder ein gutes Modell sein. Übrigens haben Julia und ich eine ganze Podcast-Folge zum Thema Frustrationstoleranz auf genommen, Folge #24 „Warum wir Kindern ihren Frust nicht abnehmen sollten“.
Du findest die Folge unter dem Stichwort „Piratenreise“ bei Spotify & Co oder auf der Piratenreise-Website unter
diesem Link (klicke hier).

Lust auf mehr?
Hier sind 3 Möglichkeiten, wie es weitergehen kann:

Passend zu diesem Blogartikel gibt es übrigens auch eine Podcast-Folge in unserem Piratenreise-Podcast: Folge #24 „Frustrationstoleranz: Warum wir den Kindern ihren Frust nicht abnehmen sollten.““. Darin sprechen wir noch ein bisschen ausführlicher über dieses Thema. Hier kannst du sie dir anhören >> klicke hier.

Die Piratenreise ist ein Förderprogramm für Kinder im letzten Kitajahr. In 32 Vorschulstunden bereisen die Kinder als „Piraten“ insgesamt 8 Inseln und trainieren dabei spielerisch wichtige Basisfähigkeiten für das Lernen. Mehr über die Piratenreise erfährst du >> hier.

Du möchtest tiefer einsteigen in das Thema „Basisfähigkeiten für das Lernen“? Dann ist unser Workshop „Das Haus der Schulfähigkeit“ vielleicht das Richtige für dich. Darin stellen wir dir nicht nur wichtige Basisfähigkeiten für das Lernen vor, sondern geben dir auch jede Menge Tipps, wie du sie spielerisch und in den Alltag integriert fördern kannst UND wie du auch die Eltern in die Unterstützung einbeziehst. Für mehr Infos >> klicke hier.

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